Ein Schwimmbad-Mythos unter der Lupe
Schwimmen kann viel Energie kosten. Und bei viel Anstrengung macht es vor allem eins: hungrig. Doch was tun? Wird uns nicht bereits seit unserer Kindheit eingebläut, dass wir nicht mit vollem Magen schwimmen sollen? Nicht umsonst steht in den offiziellen Baderegeln der DLRG: „Gehe niemals mit vollem oder ganz leerem Magen ins Wasser.“ Schaut man sich im Netz verschiedene Meinungen an, so wird schnell klar: hier scheiden sich die Geister. Dass Essen schwer macht und wir vollgefuttert bis auf den Grund von Schwimmbad, See oder Meer befördert werden, ist wohl eher unwahrscheinlich. Doch inwiefern schränkt uns der volle Bauch beim Schwimmen ein?
Leckereien so weit das Auge reicht
Egal ob im Schwimm- oder Freibad – an jeder Ecke riecht es nach Würstchen und Pommes. Kleine Stände locken zusätzlich mit Eis und anderen Süßigkeiten. Besonders Kinder sind hier schnell begeistert. Vor lauter Tatendrang soll es nach verspeisen der Leckereien aber auch wieder ganz schnell ins Wasser zum Austoben gehen. Und auch Erwachsene freuen sich über die Speisekarten der Bäder. Ein freier Tag und sich einmal bekochen lassen – das gehört doch irgendwie dazu. Geht es schließlich wieder Richtung Wasser, beginnt eine angeregte Diskussion – denn zum Schwimmen mit vollem Magen gibt es viele verschiedene Meinungen.
Binsenweisheiten kritisch betrachten
Nach der Nahrungsaufnahme ist der Magen-Darm-Trakt mit der Verdauung beschäftigt. Hier wird nun besonders viel Blut benötigt, um die Nährstoffe abzutransportieren und die Muskeln, die den Nahrungsbrei kneten, mit Sauerstoff zu versorgen. Dadurch erfolgt eine Blutumverteilung im Körper. Die Versorgung der Muskeln und des Gehirns verringert sich entsprechend und der Körper wird weniger leistungsstark. Krämpfe, Seitenstechen, Müdigkeit und Konzentrationsverlust können hier die Folge sein. Doch es gibt auch einige Gegenstimmen: Dem Körper steht genug Blut zur Verfügung – genug, um alles zu versorgen. Obwohl er während der Verdauung einiges zu tun hat, sind wir nicht völlig außer Gefecht gesetzt.
Ganz gediegen
Wer Angst vor Kreislaufproblemen oder Magenkrämpfen hat, sollte die Sache einfach etwas langsamer angehen. Natürlich macht schwimmen mit vollem Magen – der durch den Wasserdruck noch voller erscheint – nicht so viel Spaß. Erst wenn die Leckereien im Darm ankommen sind, lebt es sich wieder unbeschwerter. Hierfür brauchen wir knapp eine halbe Stunde bis Stunde. Die Zeit der Faustregel richtet sich nach bestimmten Kriterien, wie zum Beispiel der Art der Nahrung. Ein paar leichte Früchte? Ein flüssiges Eis? Oder doch Currywurst mit Pommes und Mayo? Damit ihr dem absoluten Fresskoma entfliehen könnt, solltet ihr unbedingt folgende Tipps beachten:
- Schweres und fettiges Essen bremst die Verdauung
- Flüssiges und leichtes Essen rutscht schneller in den Darm
- Dem Körper bei Bedarf die nötigen Pausen geben
Inwiefern die Verdauungsarbeit negative Auswirkungen auf den Körper hat, ist auf bestimmte Vorerkrankungen zurückzuführen. Leute mit Kreislaufproblemen sollten dem Körper die doppelte Belastung durch Verdauungsarbeit und sportlicher Aktivität nicht zumuten – andernfalls kann der Kreislauf versagen. Vor allem Kinder sind meist sehr übermütig und übernehmen sich schnell. Eltern sollten dementsprechend gut auf ihre Kinder aufpassen. Doch auch ein komplett leerer Magen ist nicht empfehlenswert. Hunger in Kombi mit anstrengenden Leistungen können schnell mal zu einer Unterzuckerung führen.
Insgesamt gilt: Die Nichts-Essen-vor-dem-Schwimmen-Baderegel kann nicht verallgemeinert werden. Je nach gesundheitlicher Verfassung der Badegäste, Art der Lebensmittel und Grad der selbstständigen Leistungseinschätzung, tritt die Regel entsprechend in Kraft oder entfällt. An sich ist das Schwimmen mit vollem Magen für körperlich fitte Menschen gar kein Problem. Falls ihr euch gerade selbst mit herzhaften und süßen Köstlichkeiten versorgt habt und vor der Entscheidung steht – entscheidet einfach nach Bauchgefühl und macht im Zweifel lieber eine kleine Pause.
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